Ruprecht Polenz

Abschied aus dem Bundestag

Tagesspiegel, vom 24. März 2013

Ruprecht Polenz war die letzten Jahre Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses. Jurist. Auch mal Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer in seiner westfälischen Heimat. Fortschrittlicher Konservativer: rege Tätigkeit via Facebook.

"Voller Dankbarkeit werde ich Ende dieser Legislaturperiode aus dem Bundestag ausscheiden. Dankbar gegenüber den Menschen in Münster, die ich seit 1994 als Abgeordneter vertreten durfte. Dankbar auch gegenüber meiner Partei und meiner Fraktion, denen ich es verdanke, dass ich seit 2005 als Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses dazu beitragen konnte, Deutschlands Interessen zu vertreten.

„Empört euch“ fordert ein weit verbreiteter Aufruf von Stéphane Hessel. Ich möchte stattdessen darum bitten: „Engagiert euch“ – auch wenn das anstrengender ist und manchmal mehr Ärger macht. Seid nicht „Wutbürger“, sondern Staatsbürger. Demokratie ist kein Zuschauersport. Gerade wer mit Politik und Politikern unzufrieden ist – und das sind nach Umfragen die meisten – sollte überlegen, was zu tun ist, damit sich die Richtigen engagieren. Die Tüchtigen, die wir in der Politik brauchen. Denn schließlich hängen wir alle in unseren Lebenschancen auch von politischen Entscheidungen ab.

Hört auf, die demokratischen Parteien zu verachten, sondern macht sie besser. Denn ohne politische Parteien ist unsere repräsentative Demokratie nicht denkbar. Sicher kann und will nicht jede und jeder in eine Partei eintreten. Aber es wäre schon viel gewonnen, wenn diejenigen, die das tun und die sich ehrenamtlich in politischen Parteien engagieren, dieselbe gesellschaftliche Anerkennung fänden wie jemand, der seine Freizeit dem Roten Kreuz, Greenpeace oder der Freiwilligen Feuerwehr widmet.

Sicher sind auch die Politiker selbst für das schlechte Ansehen mitverantwortlich. Aber gibt es eine andere, vernünftige Schlussfolgerung daraus als die Aufforderung, es besser zu machen? Es selbst besser zu machen?
Aus meiner politischen Erfahrung kann ich sagen, dass der Einsatz für andere Menschen, die Mitgestaltung unseres Zusammenlebens in unseren Städten, im Land und mit anderen Staaten nicht nur eine fordernde, sondern auch eine sehr zufriedenstellende Aufgabe ist. Mit diesem Gefühl werde ich mich am 22. September verabschieden: Ich bin dann mal weg."