Ruprecht POLENZ (56), Chef der Deutschen Atlantischen Gesellschaft und Mitglied im Auswärtigen Ausschuss, betont, dass Saddam Hussein die Abrüstungsforderung der UN-Resolution nicht voll akzeptiert hat.
Was können nach dem Bericht von Hans Blix vor dem UN-Sicherheitsrat weitere Kontrollen im Irak noch bringen?
Der Chefkontrolleur vermisst nach wie vor klare Angaben etwa über den Verbleib von Milzbranderregern und von 6500 chemischen Bomben. Saddam hat ihm zufolge die Abrüstungsforderung der UN-Resolution nicht wirklich akzeptiert. Der Irak verfügte 1998 über bestimmte Mengen an Massenvernichtungswaffen. Die Inspektoren müssen wissen, was aus ihnen wurde. Saddam Hussein muss zudem beantworten, was er mit seinem weltweiten Beschaffungsprogramm beabsichtigt hat, mit dem er biologische, chemische und atomare Waffen produzieren wollte, nachdem 1998 die Inspektoren das Land verlassen mussten.
Was kann denn der Irak angesichts einer hoch entwickelten Satellitenaufklärung überhaupt noch verstecken?
Der Irak ist mehr als doppelt so groß wie Deutschland. Und nicht alles spielt sich an der Erdoberfläche ab. Wir wissen aus Berichten der Amerikaner, dass Saddam Hussein über mobile Einheiten verfügt, um biologische Waffen zu produzieren. Sie sind aus der Luft gar nicht von normalen Zivilfahrzeugen zu unterscheiden.
Sehen Sie irgend eine Gruppierung, die nach einem Krieg in der Lage wäre, im Irak eine Demokratie zu errichten?
Es ist eine der schwierigsten Fragen, wie sich der Irak nach dem Ende der Herrschaft von Saddam Hussein neu formieren würde. Aber man kann auch sagen, viel schlimmer, als unter dem irakischen Diktator kann es für die arabische Bevölkerung nicht kommen.
Sprechen nicht zu befürchtende Opfer gegen einen Krieg?
Ich kenne die Prognosen. Es sollte alles versucht werden, eine kontrollierte Abrüstung des Irak ohne Krieg zu erreichen. Sollte dieses Ziel nicht erreicht werden, kann man die Dinge so nicht weiter treiben lassen. Der Irak muss kontrolliert abrüsten. Tut er es nicht, muss er ernste Konsequenzen in Kauf nehmen. Die Union steht dazu - im Unterschied zu Rot-Grün.