„Mit Befremden habe ich zur Kenntnis genommen, dass die türkische Staatsanwaltschaft gegen den Schriftsteller Orhan Pamuk ein Verfahren eröffnet hat“, schrieb Ruprecht Polenz (CDU), Bundestagsabgeordneter für die Stadt Münster, an den türkischen Premierminister, Recep Tayyip Erdogan. Polenz bat Erdogan in aller Form, sich dafür einzusetzen, dass das Verfahren gegen Pamuk fallengelassen wird.
In einem Interview hatte sich Pamuk zur Geschichte der Türkei geäußert, an armenische und kurdische Opfer erinnert und hierzu auch Zahlen genannt. Die türkische Staatsanwaltschaft bezieht sich bei ihrer Anklage auf den Artikel 301/1 des türkischen Strafgesetzbuches, der die Herabsetzung oder Beschädigung der „türkischen Identität“ und des „Türkentums“ als Straftat definiert und Freiheitsstrafen zwischen sechs Monaten und drei Jahren dafür vorsieht.
„Orhan Pamuk erhält in diesem Jahr den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Seine Werke wurden in 35 Sprachen übersetzt. Diese Auszeichnungen dokumentieren, dass Pamuk die türkische Literatur und damit Kultur im positivsten Sinne repräsentiert“, so Polenz. „Die von Pamuk genannten Zahlen sind weitgehend historisch verbürgt. Unabhängig davon muss in einem demokratischen Staat die Freiheit des Wortes gelten. Der Schritt der Istanbuler Staatsanwaltschaft ist ein Schritt in die falsche Richtung“, so Polenz in seinem Brief an den türkischen Ministerpräsidenten.