133 Waffen sind seit Januar bei der Polizei in Münster freiwillig abgegeben worden – doppelt so viele wie 2008. Der Anstieg kommt nicht von ungefähr: Die Bundesregierung hat für den unrechtmäßigen Besitz eine Amnestie erlassen. Die gilt bis Ende dieses Jahres. So mancher Schütze will aber die Waffen nicht strecken, wie sich am Montagabend bei einer Diskussionsrunde zeigte.
Ruprecht Polenz (M.) machte Bekanntschaft mit dem Schauvogel der Gremmendorfer Schützen. Warum die Waffen abgeben statt sie zu registrieren und behalten, fragte jemand. Die Frage richtete sich an Ruprecht Polenz. Der CDU-Bundestagsabgeordnete hatte die Mitglieder des Verbandes der Schützenvereine und Schützenbruderschaften zum Gedankenaustausch ins Haus Heuckmann nach Gremmendorf geladen.
Kriminalisiert
Polenz: „Das Waffenrecht ist nach dem Amoklauf von Winnenden sehr hitzig diskutiert worden.“ Jetzt wolle er die Debatte mit Abstand betrachten. Das aber fiel wenige Tage vor dem Gremmendorfer Schützenfest den meisten der etwa 25 Anwesenden schwer. Von der Politik fühlen sie sich gegängelt, von der Öffentlichkeit in ein schlechtes Licht gerückt und kriminalisiert. Vor allem die Schützenvereine und -bruderschaften fürchten um ihren Ruf. Politik und Gesellschaft dürften den Blick bei der Suche nach Ursachen nicht nur auf die Tatwaffe richten, sondern sollten auch die Erziehung des Täters hinterfragen.
Drastischer brachte ein Sportschütze seine Kritik zum Ausdruck. Er rühmte sich, 300 000 Schüsse in seiner Laufbahn abgefeuert zu haben: „Vermutlich mehr als eine ganze Polizeibehörde.“ Kleinkalibrige Waffen seien auch nicht ungefährlich, legte er nach, um sich gegen ein Verbot von großen Kalibern auszusprechen. „Wenn ich mir eine solche Waffe besorgen will, kann ich das am Bahnhof in Münster tun“, pflichtete ihm jemand bei.
Bis zu 40 Waffen Es sei ein Unterschied, ob die Waffe einem vor die Füße gelegt werde oder ob man kriminelle Energie aufbringe, lautete ein Einwand. Offenbar gibt es in der Schützengilde unterschiedliche Ansichten, insbesondere zwischen Schützen- und Sportvereinen. Bis zu 40 Schusswaffen dürfe ein Sportschütze besitzen, merkte ein weiterer Gast an. „Welchen Sinn hat das?“, fragte er kopfschüttelnd.
Ruprecht Polenz legte seine Stirn angesichts einiger Diskussionsbeiträge erstaunt in Falten. So musste er mitanhören, dass mancher Schütze nicht weiß, dass er sein Luftgewehr in einem Spind verschließen muss. „Ja, Sie müssen“, stellte er klar. Genauso entschieden bot Polenz einem Teilnehmer die Stirn, der illegale Schusswaffen legalisiert haben wollte: „Wir wollen diese Waffen aus dem Verkehr ziehen.“
Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der Münsterschen Zeitung