Ruprecht Polenz

Zwangsrabatte kosten Wyeth 30 Millionen Euro - Manager Krebs im Gespräch mit MdB Polenz

Geschätzte 30 Millionen Euro kosten die Zwangsrabatte für rezeptpflichtige Medikamente die Wyeth Pharma GmbH im kommenden Jahr. „Einen solchen Preiseingriff kann kein Unternehmen der Branche ohne Kompensationen verkraften“, erklärte Geschäftsführer Andreas Krebs im Gespräch mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten Ruprecht Polenz und sprach von einem „Rückschlag für den Wirtschafts- und Forschungsstandort Deutschland“. Polenz sagte zu, sich bei den Diskussionen um die weitere Reform des Gesundheitswesens dafür einzusetzen, den Forschungsstandort Deutschland zu stärken.
Wenn am 1. Januar 2004 das Gesetz zur Modernisierung der gesetzlichen Krankenversicherung in Kraft tritt, erhöhen sich die Zwangsrabatte von sechs auf 16 Prozent. Auf die „staatlich verordnete Preissenkung“ hat nach Aussagen von Krebs die Pharma-Branche bereits mit Investitionsstopps und Zurückstellung von geplanten Neueinstellungen reagiert.

Nicht weniger schädlich ist für Krebs die beschlossene Einführung von Festbeträgen für innovative Arzneimittel. „Das ist eine Aushöhlung des Patentschutzes, der einseitig forschende Pharmaunternehmen wie Wyeth benachteiligt“, so Krebs. Bis zu 800 Millionen Euro koste es, ein Produkt von der Idee bis zur Marktreife zu entwickeln. Die freie Preisbildung sei Voraussetzung dafür, dass sich der hohe Einsatz auszahle. Und sie sei ein wichtiger Anreiz, nach neuen Wirkstoffen zum Wohle der Menschen zu forschen. Das habe sich gerade in Deutschland bewiesen: Als 1996 eine Patentschutzklausel in die Festbetragsreglung aufgenommen wurde, steigerten sich die Ausgaben für Forschung und Entwicklung bis heute um 47 Prozent. 10000 Arbeitsplätze seien entstanden.

Zwangsrabatt und Festbeträge sind für den Wyeth-Manager die falschen Signale an eine Branche, die sich auch in konjunkturschwachen Jahren investitions- und forschungsfreudig gezeigt habe. Sie brächten vor allem international agierende Konzerne zu der Überlegung, den Standort Deutschland herunterzustufen. Wirtschaftskraft, Know-how und Arbeitsplätze für hoch qualifizierte Fachkräfte seien in Gefahr. Krebs: „Die einstige Apotheke der Welt ist auf dem Weg zu einem untergeordneter Pharmastandort. 2003 werden in Deutschland zum ersten Mal mehr pharmazeutische Produkte importiert als exportiert.“

Die gesetzlichen Maßnahmen schwächten insbesondere den Forschungsstandort Deutschland, befürchtet Krebs. Auch Münster habe einiges zu verlieren. Denn das Wyeth-Distributionszentrum am Hessenweg beherbergt auch eines von insgesamt elf Forschungsbüros in Europa, die gemeinsam für die Zulassung innovativer Medikamente aus den US-amerikanischen Wyeth-Labors für den europäischen Markt arbeiten. 15 Mediziner und Naturwissenschaftler entwickeln, koordinieren und betreuen klinische Studien mit Patienten in Deutschland und Österreich. Pro Jahr werden dafür viele Millionen Euro Forschungsgelder an Prüfzentren, Kliniken und Ärzte vergeben. Auch die Partnerschaft mit der Universität Münster soll verstärkt werden.

„Eine Schwächung des Forschungsstandortes bedeutet auch einen Qualitätsverlust für die Gesundheitsversorgung“, erklärte Krebs. Nur wo geforscht werde, stünden frühzeitig innovativen Produkten und Therapien für Patienten zur Verfügung. Gegenüber Polenz forderte es die Abschaffung des Zwangsrabattes spätestens Ende 2004 und eine stärkere Respektierung des Patentschutzes. Der CDU-Bundestagsabgeordnete zeigte Verständnis für diese Forderung und will den Dialog mit dem Pharmaunternehmen er weiterführen.