Sie musste weit reisen, um gehört zu werden. Elisabet Ney wird in Texas als Künstlerin verehrt. Ein ganzes Museum ist ihr dort gewidmet. Als Kind der Stadt Münster aber geriet sie in Vergessenheit. Eine Ausstellung im Stadtmuseum zeigt nun Werke der „Herrin ihrer Kunst“ – vor allem Büsten ihrer Zeitgenossen vor 175 Jahren. Bei der Eröffnung in der Dominikanerkirche, zu der sich 600 Ehrengäste angemeldet hatten, nannte US-Botschafter William R. Timken Jr., die Ausstellung eine „wichtige öffentliche Erinnerung an die historische Dimension der deutsch-amerikanischen Beziehung“.
Bekamen eine Sonderführung von Museumsdirektorin Dr. Barbara Rommé (v.l.): Bundestagsabgeordneter Ruprecht Polenz, US-Botschafter William R. Timken Jr., Oberbürgermeister Dr. Berthold Tillmann und US-Generalkonsul Matthew G. Boyse. Im Karree sind sie aufgestellt, die Köpfe von Persönlichkeiten aus Neys Zeit (1833 – 1907). König Georg V. von Hannover, Justus von Liebig und sogar Arthur Schopenhauer erwidern den Blick des Betrachters. Jener Frauenfeind Schopenhauer soll einmal über Ney gesagt haben: „Ich hätte nicht geglaubt, dass es ein so liebenswürdiges Mädchen geben könnte.“ Dabei hatte das liebe Mädchen einen eigenen Kopf, auf dem es entgegen den Gepflogenheiten dieser Zeit kurze Haare trug. Zudem verheimlichte Ney ihre Ehe mit dem schottischen Arzt Edmund Montgomery und erstritt sich durch einen Hungerstreik ein Kunststudium in München.
Man könne, sagte Oberbürgermeister Dr. Berthold Tillmann bei der Eröffnung, „sehr stolz darauf sein, dass dieses bemerkenswerte und unkonventionelle Leben im westfälischen Münster seinen Ausgangspunkt nahm“. Viele Jahre aber habe Münster dies vergessen. Dass das Stadtmuseum nun Neys Leben in einer Retrospektive nachspürt, sei „eines der kulturellen Highlights des Jahres 2008“.
Elisabet Ney, so US-Botschafter Timken, der mit Generalkonsul Matthew G. Boyse nach Münster kam, „war eine der einflussreichsten Frauen der frühen texanischen Geschichte“. Das Elisabet-Ney-Museum in Austin biete dem Besucher einen einzigartigen Blick auf jene Historie, die auch von deutschen Einwanderern oder Amerikanern mit deutschen Wurzeln geprägt sei. Die Ausstellung im Stadtmuseum illustriere „unsere starken historischen Verbindungen“.
Dem stimmte Ruprecht Polenz als Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Deutschen Bundestag zu: In Zeiten des Zweifels an der Substanz transatlantischer Beziehungen setze die Ausstellung „ein klares Zeichen“.
Die Elisabet-Ney-Ausstellung kann bis zum 25. Mai im Stadtmuseum besucht werden. Sie ist dienstags bis freitags von 10 bis 18 Uhr sowie samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. (Artikel erschienen in den Westfälischen Nachrichten vom 28. Januar 2008, verfasst von Florian Schröder)