Ruprecht Polenz

„Warum helfen wir Afghanistan?“ – Ruprecht Polenz schafft Forum zum Austausch


„Es geht nicht nur um Geld und um Budgets, sondern darum, dass wir solidarisch sind“, so Dr. Rupert Neudeck, Gründer der Hilfsorganisation Cap Anamur, zu den Gründen für ziviles Engagement in Afghanistan. Mit seinem Verein „Grünhelme e.V.“ hat er bereits 29 Schulen in Afghanistan gebaut. Und es sollen noch mehr werden.

Ruprecht Polenz, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Deutschen Bundestag, hatte stellvertretend vier Akteure nichtstaatlicher Entwicklungshilfe in das Freiherr-von-Vincke-Haus in Münster eingeladen, um ihre Initiativen vorzustellen und über das Thema „Warum helfen wir Afghanistan? – Chancen, Risiken und Probleme nichtstaatlicher Entwicklungshilfe“ zu diskutieren. Die afghanische Botschafterin Prof. Dr. Maliha Zulfacar musste ihre Teilnahme kurzfristig absagen, dankte jedoch in einem Grußwort der deutschen Regierung und vor allem den anwesenden Initiativen für ihren Einsatz zum Wiederaufbau Afghanistans.
Von links: Dr. Rupert Neudeck, Titus Dittmann, Ruprecht Polenz, Sabine Tecklenburg-Khorosh und Stephan DraheimVon links: Dr. Rupert Neudeck, Titus Dittmann, Ruprecht Polenz, Sabine Tecklenburg-Khorosh und Stephan Draheim

Anfang dieses Jahres hatte Polenz Dr. Neudeck dem Münsteraner Unternehmer und „Skate-Aid“-Initiator Titus Dittmann vorgestellt – nun engagiert sich auch Dittmann gemeinsam mit Neudeck in Afghanistan. Skateboarden sei eine Sportart, die jungen Menschen eine Perspektive gebe. „Wir sind mit zwei Tonnen Skateboards nach Afghanistan und haben dort an einem Brunnen Unterricht gegeben. Es ist faszinierend zu sehen, mit wie wenig Mitteln die Kids zu begeistern sind“, erzählt Dittmann. 70% der Skater in Afghanistan seien Mädchen. Er hofft mit seinem Projekt vor allem Jugendlichen bei der Sinn- und Identitätsstiftung zu helfen.

Der ehemalige Münsteraner Pfarrer Stephan Draheim war als Vertreter der „Robin Aid-Stiftung“ gekommen, einer Schwesterorganisation der französischen Stiftung „La chaîne de l´éspoir“, die einen Beitrag zum Ausbau des Gesundheitswesens in Afghanistan leisten möchte. Draheim berichtete von seinen Erfahrungen in einem Kinderkrankenhaus in Kabul. „Es geht eigentlich immer um Leben oder Tod, wenn die Kinder zu uns in das Krankenhaus gebracht werden“, so Draheim zur Notwendigkeit des Engagements. Gleichzeitig sei es aber wichtig, die Ärzte vor Ort zu schulen: „90% der Mitarbeiter sind mittlerweile Afghanen.“

Sabine Tecklenburg-Khorosh berichtete über die vielfältige Arbeit des Vereins „Wiederaufbauhilfe Afghanistan e.V.“ in dem kleinen Ort Shina außerhalb von Kabul. „Wir wollen die Menschen da abholen, wo sie stehen und dann weiterhelfen“, erklärt Tecklenburg-Khorosh das Ziel ihres Vereins. Das Dorf Shina und der Verein haben es gemeinsam geschafft, eine Basis zur Selbsthilfe zu schaffen, so dass das Dorf gegen Ende des Jahres in die Selbstständigkeit entlassen werden und mit der Arbeit in einem neuen Dorf begonnen werden könne.

Rund 70 Münsteraner – vom Studenten mit dem Skateboard unter’m Arm über den Arzt aus Kabul bis hin zum Professor - verfolgten die rege Diskussion mit großem Interesse. Auch die im Publikum anwesenden Vertreter weiterer in Afghanistan tätiger Organisationen nutzen die Möglichkeit, ihre Erfahrungen beizusteuern. Einig waren sich alle bezüglich der immensen Bedeutung, die der zivilen Aufbauarbeit für eine langfristige Stabilisierung des Landes und der Region zukommt.

Im Anschluss an das Gespräch auf dem Podium nutzten die Gäste die Möglichkeit, bei einem von afghanischen Frauen zubereiteten Imbiss weiterzudiskutieren und sich auszutauschen. Gerade das macht für Ruprecht Polenz den besonderen Erfolg des Abends aus: „Es war genau meine Intention, dass sich die vielen erfolgreich in Afghanistan tätigen Organisationen untereinander noch stärker austauschen und möglicherweise zukünftig kooperieren. Sie können in vielen Punkten gegenseitig von Erfahrungen profitieren. Dass hier heute Abend so ein intensiver Austausch stattgefunden hat freut mich daher auch persönlich ganz besonders.“